Selbstversuch zur Rollstuhltauglichkeit von See-Camping Weichselbrunn

(Austoben auf dem Spielplatz)

Es soll ja Kollegen geben, die noch nie in ihrem eigenen Sanitärbau geduscht haben, von anderen Verrichtungen ganz zu schweigen. Wir hingegen duschen beispielsweise gerne in den Camper-Duschen (nicht nur weil’s nix kostet).

Wir haben beispielsweise auch ein schönes und gutes rollstuhltaugliches Badezimmer, in dem wir besonders gerne duschen. Hatten es aber bisher nicht mit Rollstuhl getestet. Nicht wirklich freiwillig gehen wir nun dieses Versäumnis an und haben am 25.4.14 einen 6 wöchigen Feldversuch gestartet, um zu spüren, wie ein Rollstuhlfahrer auf unserem Gelände zurecht kommt. Und gegebenenfalls weitere Hilfsmittel bereitzustellen.

Die Testreihe hat folgende Voraussetzung: unhappy triad (klassischer dreifacher Bänderriß) im rechten Knie einer 60 jährigen Versuchspersonin. Die Dame ist auch aus anderen Gründen an unseren Platz gefesselt, sozusagen.

An Gerätschaften haben wir uns entschieden für einen handelsüblichen Meyra Rollstuhl mit Beinauflage, lila Krücken, eine schicke Medi Knieorthese M.4s SLP in schwarz. Soll ja alles authentisch sein.

Der erste Test-Weg führt uns zum Spielplatz:

Mit etwas Übung kommt man die leichte Steigung hoch, gegebenenfalls ist zusätzlich Kinderarbeit angesagt. Einmal angekommen kann die Versuchsperson das Spielareal eigenhändig umrunden. Die Spielgeräte, insbesondere der Kletterbaum, sind allerdings für Rollstuhlfahrer nicht geeignet. Der Sandkasten nur bedingt:

Er ist zwar ebenerdig befahrbar. Allerdings wird es mit der Traktion schwierig werden. Wir empfehlen hier, sich die gebackenen Kuchen vom Kind nach Aussen bringen zu lassen.

Hingegen kann der Rollstuhlfahrer bei Regen unter das Dach fahren und in Ruhe einige Stunden das Regenende abwarten. Sofern er eine Brotzeit dabei hat, kann er sie an den rustikalen Birkentischen einnehmen.

Wenn also der Rollstuhlmensch im spielplatznahen Bereich campt, kann er sich als Aufsichtsperson für Kinder wertvoll einbringen. Die Einschränkung liegt hier eher bei den Kindern: Sie müssen akustische Kommandos verstehen und befolgen. Ausserdem ist irgendeine Funkverbindung zum Rest der Familie zu empfehlen. D1 und D2 Netz ist einigermassen gut verfügbar. Wir leihen auch gerne unsere Funkgeräte aus.

Nächstes Thema: Hausarbeit.

Hier noch unvollständig getestet, weil nicht im Wohnwagen. Aber unser schicker Akku-Dyson ist gut handhabbar. Das sollte auch im Vorzelt und Wohnwagen möglich sein. Mit knapp 10 Minuten Akkulaufzeit kann sich auch niemand überanstrengen. Als Reha-Bestandteil zur Wiedereingliederung hervorragend geeignet.

Einkaufen:

In unserem nahegelegenen Edeka-Supermarkt (hier im Bild allerdings der neue Rewe in Schwandorf) kann der Rollstuhlfahrer mit geeignetem Fahr- und Hilfspersonal bequem einkaufen (lassen). Vorteil: Er kommt mal raus und ist selbst schuld, wenn das Falsche eingekauft wird.

Über ein geeignetes Gefährt bis zum Supermarkt berichte ich hier demnächst.

Update 16.5.14:

Nämlich hier:

Aus der Not eine Tugend machen bekommt hier eine besonders angenehme Bedeutung:

Ein multifunktionales Elektromobil parkt ebenerdig vor der Haustüre. Mit einem Hupf erreichbar.

Der erste Test war im Übrigen, ob unser neues Cabrio auch unseren Wohnwagen ziehen kann, und zwar unsere nennenswert steile Einfahrt hoch.

Ja, problemlos. Fährt lautlos an der Steigung aus dem Stand an und rangiert buchstäblich millimetergenau. Trotzdem wird’s wohl nichts werden mit der Urlaubsfahrt, weil nur ca. 50km Reichweite (s. unten). Smiley Aber für zukünftige Rangierhilfen an Caravans von Gästen wird der carryall gute Dienste leisten.

Aber apropos Urlaubsfahrt oder nicht: Das ist unser Mietwohnwagen für unsere Gäste, die keinen eigenen am Haken haben. Mit 750 cm Länge und 250 cm Breite schön geräumig.

Gartenarbeit

Wie man sieht, braucht es zur Arbeit hier 2. Bleibt aber alles in der Familie.

Update 25.5.

Die betroffene Personin darf ihr Kaputtbein mit 30 kg belasten, ist also schon nicht mehr so aufhüpfig unterwegs. Auch der Begrenzungswinkel der Beinschiene wurde erweitert, sodass das Knie auf 10° (Stand 29.5. auf 0°) gestreckt werden darf.

Das entspannt die Situation gewaltig und übt das Bein ins richtige Leben zurück. Trotzdem: 2 Paar Krücken bleiben in Gebrauch (nein, nicht gleichzeitig, sondern auf zwei Ebenen) und der Rollstuhl ebenso.

Hausarbeit II

Die Hausarbeit gelingt immer besser mit dem bereits erwähnten Dyson Akkusauger. Damit kann man im Vorbeirutschen gleich die Treppe saugen. Die Versuchspersonin bewältigt Treppen nämlich “aaschlings”, wie man in Bayern sagt. Nicht nur maximal sicher als Fortbewegungsart, sondern auch Treppenschonend  Smiley.

Physiotherapie

Die Fahrt zur Physiotherapeutin (nur 300 m vom Campingplatz entfernt) gelingt problemlos und parken kann man dank der Wendigkeit des Carryall in jeder Nische.

Pause

Die beiden Personen, die wie Ursache und Wirkung verknüpft sind in dieser Geschichte, leiden meist auf hohem Niveau. Besser kann man kaum krank sein. Das ‘geht’ kaum besser.

Fahrer

Mit der richtigen Einstellung und Haltung als Fahrer des schicken Behindertenfahrzeugs hapert es allerdings noch. Wir arbeiten daran.

Fahrt zum Kindergarten

Ein besonderes Vergnügen war die Testfahrt zum Kindergarten nach Schwandorf. Hin und zurück 35 km, also ca. zwei Stunden. Ziemlich genauso lang, wie mit dem e-bike mit Anhänger, mit dem wir das sonst bei schönem Wetter machen. Der carryall ist auf maximal 21 km/h eingestellt, mit dem Pedelec fahre ich um die 19 km/h Schnitt. Die Fahrt ist mit dem e-mobil noch meditativer als mit dem Fahrrad.

Nicht klar war, ob die Batterien durchhalten. Also war für alle Fälle das Ladegerät und Verlängerungskabel dabei.

Aber die Sorge war völlig unbegründet. Wir konnten den schönen Weg, der sonst als Fahrrad-Weg dient, sorglos geniessen. Am Ende hatten wir noch mehr als 50% Ladung im “Tank”. Die Angabe von knapp 50 km Reichweite scheint also zu stimmen, ist vielleicht sogar auf der sicheren Seite.

Damit kann nun auch Oma die Kindergartenfahrt problemlos machen. Da wäre bei schönem Wetter sogar noch ein Abstecher zum guten Schwandorfer Eis drin.

The Show must / will go on. …

ReparatUrLaub

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7 Antworten zu Selbstversuch zur Rollstuhltauglichkeit von See-Camping Weichselbrunn

  1. Jürgen Ring (im gerade total verregneten Bremerhaven) schreibt:

    Interessiert haben wir den Bericht über das Leben und Treiben in Weichselbrunn aufgenommen. Nur: Wie soll es sich bei dieser Liegenschaft, bitte sehr, um eine Idylle handeln, wenn das Betreten
    oder gar das Bewohnen derselben mit Gefahren für Leib und Leben verbunden ist? Ich erinnere an
    ein anderes scherwiegendes Vorkommnis 2012, welches auch die Benutzung des rollstuhlgerechten Badezimmers erforderlich machte. War im oben beschriebenen Fall auch Euphorie Anlass für einen Freudensprung mit Bruchlandung? Immerhin sind ja die Arme unbeschä-
    digt geblieben, das mag ein Trost sein.

    Bei meiner Eheliebsten sind die Metallteile im Januar herausoperiert worden, aber sie merkt immer
    noch etwas. Dies alles soll uns nicht hindern, um den 15. Juni bei Ihnen aufzukreuzen; Genaueres
    folgt in den nächsten Tagen.

    Wir wünschen der verletzten Personin (ein wundervoller Begriff, fast so schön wie „Mitgliederinnen“) gute Besserung und bestärken sie in der Auffassung, dass Lachen eine gute
    Medizin sei.

    Bis bald!
    Angelika und Jürgen Ring

  2. weichsi schreibt:

    Lieber Herr Ring,
    zu Ihrer Infragestellung der Idylle an sich sind Anmerkungen in mehrere Richtungen nötig:

    1. geht aus dem Text nicht hervor, dass der Umfall auf unserem Gelände stattgefunden hat.
    2. haben Sie unverdient Recht mit Ihrer vorschnellen Annahme.
    3. handelt es sich in gewissem Sinn um Euphorie, weil mit Laura auf der Schaukel.
    4. sollten Kinder unter einem gewissen Alter aber offensichtlich auch sogenannte Erwachsene jenseits eines gewissen Alters gewisse Spiel- und Sportgeräte nicht benutzen. Entsprechenden Hinweis gibt es leider bisher nur für zu jung / klein. Für zu alt / übermütig müssen wir noch eine akzeptable Grenze finden, ehe wir das Schild in Auftrag geben.
    5. Konkret: Man oder Frau springt bitte nicht entgegen der Fahrtrichtung von einer Schaukel, landet nicht leicht verdreht, stützt sich nicht nicht mit den Händen ab (das hat Laura sofort sachkundig angemerkt). Und sollte sowieso ein bereits vorgeschädigtes Knie nicht solchen Eskapaden aussetzen.

    Das mag zwar besagte Personin nicht gerne hören, aber auf die Idylle lasse ich am unliebsten was kommen.

    Allgemein möchte ich sagen: Idylle heisst nicht notwendigerweise ungefährlich oder gar mit eingebautem Schutzengel. Wobei es letzteren, wie wir beide wissen, sowieso nur als Marketing-Idee gibt.
    Weiterhin erinnere ich an Ihren Spruch: „Wir sind zur Erholung hier und nicht zum Vergnügen.“

    In diesem Sinne danken wir für Ihre Anteilnahme, freuen uns auf Sie und wünschen Unfallfreiheit bis einschließlich des geplanten Aufenthaltes bei uns.

    Die beiden Damen haben ja dann Zeit zum Austausch über was tut warum wie lange weh und wie würde man die Sache das nächste Mal angehen. Zu hoffen ist, dass die beiden Pfleger in diesen Gesprächen entsprechend gewürdigt werden.

    Hannes Schießl aus der Idylle am See

  3. Theo Dürr schreibt:

    Zu vorstehender Korrespondenz, die sich fast auf philosophischem (augenzwinkerndem) Niveau bewegt, noch eine kurze Anmerkung.
    Zunächst die herzlichsten Genesungswünsche für die verunfallte „Personin“! Diese noch junge Dame muss eben doch den „Schwung“ für Extremsport trainieren. Aber da hat sie vielleicht in der „großen“ Laura die beste Beraterin. 😉
    Ganz toll finde ich das neue Gefährt, das WW etc. über die Rampe auf die Terrasse ziehen kann ;-)). Über die Idylle ist nicht zu diskutieren, sie ist wirklich Realität. Wunderbar! Alles Gute und weiter so!
    Theo Dürr

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